Mikrowellenunterhaltung


SUPERMAN RETURNS; Unschön mit 20%!

 

Da ist er also wieder, die Wiederaufwärmmaschine Hollywood macht auch vor dem größten Superhelden aller Zeiten keinen Halt: Superman. Nach einigen gescheiterten Anläufen gelang es den Warner Bros. Studios nun, Superman noch einmal zu reanimieren.

Tim Burton, Wolfgang Petersen, die Warner-Studios verschlissen im Vorfeld einige rennomierte Regisseure, schickten sie aber dann mit ein paar Millionen Abfindung wieder heim. Kurioseste Drehbuchideen kursierten, sogar ein Kampf Batman vs. Superman schwebte den hohen Herren bei Warner zeitweise vor.

 

Einige wechselnde Chefetagen später konnte man endlich ein Budget von 200 Mio $ festsetzen, dafür mußte aber in Australien gedreht werden. Steuerbedingt. Da der bis dato avisierte Regisseur sich aber strikt weigerte, ein Flugzeug zu besteigen, brauchte man Ersatz. Brian Singer, mit "X-Men" für eine Majorfilmproduktion geadelt, durfte den Mann aus Stahl verfilmen. Dass Brian Singer aus seiner Homosexualität kein Geheimnis macht, ließ die Nerven der Studiooberen noch einmal flattern. Superman, der schwule Held? Das wäre für die Studios angesichts eines erzkonservativen Amerikas der Super-Gau gewesen. Aber Singer enttäuschte nicht und formte zusammen mit seinem Darsteller Brandon Routh einen aalglatten Superman. Da ist für alle etwas dabei: Für die Romantiker, natürlich für die Homosexuellen, genauso wie für Fans eines großen Helden. Und wer es gern christlich hat, der wird Anklänge von Moses und dem wiederauferstandenen Jesus ebenso in dieser Figur finden.

 

Diese Glätte der Hauptfigur ist aber eines der Probleme dieses Films. Es fehlt die Nähe. Eine Fläche zur Projektion und Identifikation für den Zuschauer: Hier fliegt der Mann aus Stahl, man kennt seine Stärken und seine einzige Schwäche. Selbst wenn Lois Lane ihm das Herz bricht, steckt er es ohne mit der Wimper zu zucken weg. "Ich bin immer in der Nähe", antwortet er pflichtschuldig. Ein Roboter, auf Weltrettung programmiert. Frei von Emotion. Dass er einen Sohn hat, hilft da auch nicht weiter. Tragisch zwar, aber diese Tragik geht einem ab wie der umgestürzte Sack Reis in China; den Superman zur Abwechslung mal nicht aufhebt. Andere Filme würden an dieser Kälte scheitern. Und Superman Returns scheitert, streng genommen, daran auch.

 

Aber Brian Singer hat sich redlich bemüht, seinem Film, wenigstens in den Nebenfiguren, Leben einzuhauchen. Da ist die verstörte Lois Lane (Kate Bosworth), einst schrieb sie "Warum die Welt Superman nicht braucht" und erwartet dafür den Pulitzer Preis. Doch mit einem Paukenschlag kehrt er nach fünf Jahren Abwesenheit in ihr Leben zurück. Mittlerweile hat sie Kind und Ehemann. Aber die alte Liebe flammt noch einmal auf. Hin und hergerissen zwischen Supermann und Ehemann und etwas beschämt über ihren so erfolgreichen Artikel. Ein Kampf in ihr, bis zum Schluss scheint er unentschieden. Und da ist Lex Luthor, mit großem Verve verkörpert von Kevin Spacey.

 

Erneut sind es die Bösen die in einem Hollywood-Blockbuster die eigentlichen schauspielerischen Akzente setzen. Er genießt seinen Wahnsinn, lächelt bei der Verkündung seiner massenmörderischen Pläne, dass es einen nur so schauert. Und ergötzt sich, beinahe berauscht, an einem verletzlichen, im Dreck liegenden Superman. Ralph Fiennes gibt als Lord Voldemort in den Harry Potter-Filmen einen ähnlich beängstigenden, aber ebenso grandiosen Bösewicht. Vollste Spielfreude, und Brian Singer liefert seinem Darsteller den nötigen Rahmen dafür: Eine wunderbare, protzige Yacht oder die kathedralgleichen Steingebilde auf seiner neu geschaffenen Insel. Das hat Stil, das ist grandios, das passt.

 

Diese kleinen Freuden gestalten den Film dann zumindest nicht absolut eintönig und langweilig. Unterm Strich muss man trotzdem festhalten, dass dieser Streifen auch nur ein weiterer massenkompatibler Blockbuster ist . Einer von unzähligen der letzten Zeit. Alles hat man schon mal gesehen, alles kennt man. Kaum etwas mag noch zu begeistern. So flimmern die 154 Minuten Film als gewohnt eintöniger Hollywoodbrei über die Leinwand. Ohne Nachhall, ohne dass es einen irgendwie vom Sessel reißen könnte. Schade. Der Regisseur hätte sicherlich mehr vermocht, doch das Studio scheint sich selbst am Ende doch nicht über den Weg getraut zu haben. Also auf ein Neues, in 20 Jahren.