Undecodierbarkeiten
WESTERLAND
Berlinale 2012 _ Perspektive Deutsches Kino
Sylt, im Winter, die Küste, stürmischer Wind. Am Strand türmen sich Eisschollen zu einem unwirtlichen Gebilde. Ein junger Mann balanciert über diesen Eispanzer. Blondes Haar, blasse Haut, schmales Gesicht. Jesús. Die Kamera spielt mit der Brennweite: Jesús scheint weit und breit verloren in diesem eisigen Nichts. Nächstes Bild: Jesús sitzt auf einer Bank, hat eine Tüte über dem Kopf. Es sieht wie ein schlechter Selbstmordversuch aus. Ein zweiter Typ kommt hinzu. Cem. Jesús nimmt die Tüte vom Kopf, die Geschichte beginnt.
WESTERLAND heißt der Debütfilm von Tim Staffel, er basiert auf seinem Roman „Jesús und Muhammed“. Cem arbeitet für das Ordnungsamt, ist strebsam, macht sein Abi nach, plant Landschaftsarchitektur zu studieren. Jesús macht gar nichts. Angeblich will er Schauspieler werden, doch seine Ambitionen sind sichtbar gering. Er kommt aus dem Nirgendwo, lebt in den Tag hinein, aber vor allem kifft er viel. Cem raucht und trinkt nicht. Die Story kreist um diese beiden jungen Männer, die Stück für Stück in eine enge Beziehung einsinken.
Tim Staffel hält seinen Film lange in einem Zustand der Undecodierbarkeit. In welchem Verhältnis stehen Cem und Jesús zueinander? Körperliches findet nicht statt, Zärtlichkeit auch nicht. Nicht sichtbar jedenfalls. Staffel widersteht nachhaltig dem normativen Druck, seinem Publikum Erklärungen für seine Figuren und deren Motivationen anzubieten. Konstant läuft in diesem eigenbrötlerischen Film die Deutungsmaschine des Zuschauers. Und mit dem Fortgang der Geschichte werden auch diese Deutungen neu geschrieben. Das macht WESTERLAND zu einem enorm fesselnden Werk.
Cem und Jesús steuern in die eigene Selbstzerstörung. Die Dynamik des Ganzen beschleunigt sich dabei auf eine Art, die ein Entkommen fast unmöglich erscheinen lässt. Eine beklemmende Tonspur macht hierbei den kalten Nordsee-Wind, wenn man so will, zum einzigen Zeugen dieses abgründigen Kammerspiels. WESTERLAND entpuppt sich als subtiler Psychothriller, der einen noch Tage später verfolgt.
WESTERLAND
Deutschland 2012
88 Minuten
DCP, Farbe
Regie, Buch, Vorlage: Tim Staffel
Kamera: Fabian Spuck
Schnitt: Ute Schall
Ton Samuel Schmidt
Sounddesign Jochen Jezussek
Produzent Björn Koll
Darsteller: Wolfram Schorlemmer, Burak Yigit, Muri Seven, Jule Böwe
Festival: Berlinale 2012-Perspektive Deutsches Kino
Verleih: Edition Salzgeber
(c) Bilder: Edition Salzgeber
Tim Staffel hält seinen Film lange in einem Zustand der Undecodierbarkeit. In welchem Verhältnis stehen Cem und Jesús zueinander? Körperliches findet nicht statt, Zärtlichkeit auch nicht. Nicht sichtbar jedenfalls. Staffel widersteht nachhaltig dem normativen Druck, seinem Publikum Erklärungen für seine Figuren und deren Motivationen anzubieten. Konstant läuft in diesem eigenbrötlerischen Film die Deutungsmaschine des Zuschauers. Und mit dem Fortgang der Geschichte werden auch diese Deutungen neu geschrieben. Das macht WESTERLAND zu einem enorm fesselnden Werk.
Cem und Jesús steuern in die eigene Selbstzerstörung. Die Dynamik des Ganzen beschleunigt sich dabei auf eine Art, die ein Entkommen fast unmöglich erscheinen lässt. Eine beklemmende Tonspur macht hierbei den kalten Nordsee-Wind, wenn man so will, zum einzigen Zeugen dieses abgründigen Kammerspiels. WESTERLAND entpuppt sich als subtiler Psychothriller, der einen noch Tage später verfolgt.
WESTERLAND
Deutschland 2012
88 Minuten
DCP, Farbe
Regie, Buch, Vorlage: Tim Staffel
Kamera: Fabian Spuck
Schnitt: Ute Schall
Ton Samuel Schmidt
Sounddesign Jochen Jezussek
Produzent Björn Koll
Darsteller: Wolfram Schorlemmer, Burak Yigit, Muri Seven, Jule Böwe
Festival: Berlinale 2012-Perspektive Deutsches Kino
Verleih: Edition Salzgeber
(c) Bilder: Edition Salzgeber