Das Ding mit dem Loch
Kurze Gedanken zu Lars von Triers NYMPHOMANIAC II
Es war vielleicht absehbar, dass dem aufreibenden, dicht gewebten NYMPHOMANIAC I ein profaner zweiter Teil folgen musste. Lars von Trier hat sich von sich selbst überlisten lassen und der narrativen Kausalität den Vorzug vor einem möglichen Affront gegeben.
Ein paar steife Penisse dürfen umher schwingen, aber bei der Vagina, der Klitoris ist Schluss. Sie kann lediglich ein wenig herumliegen und auch ausgepeitscht werden. Genaugenommen treibt Lars von Trier der Vagina den Aspekt der Lust aus. Sie ist das Loch, welches der Hauptfigur soviel Kummer bereitet und um dessen Kontrolle sie unentwegt kämpft. Die Vagina, das Ding das nur Ärger macht, allen voran den Frauen selbst. An den Postulaten Joes, sich vom bürgerlichen Kleingeist der Gesellschaft zu emanzipieren und sich nicht in ihrem sexuellen Treiben einschränken zu lassen, erstickt sie selbst.
Lars von Trier scheitert am Sex und am Lustempfinden. Und das ist ein erhebliches Kunststück in einem Werk, dessen beide Teile zusammen annähernd fünf Stunden Lauflänge ausmachen. Gleichwohl ihm trotzdem noch zwei veritable Stücke Erzählkino gelingen.
NYMPHOMANIAC I
DK/D/F/B/SWE 2013
110/118/145 Minuten
Buch & Regie: Lars von Trier
Kamera: Manuel Alberto Claro
Schnitt: Molly Malene Stensgaard
NYMPHOMANIAC II
DK/D/F/B/SWE 2013
123/130 Minuten
Buch & Regie: Lars von Trier
Kamera: Manuel Alberto Claro
Schnitt: Molly Malene Stensgaard
Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin, Shia LaBeouf, Christian Slater, Jamie Bell, Uma Thurman
Deutscher Verleih: Concorde Filmverleih